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Störung der Impulskontrolle

Was genau versteht man unter einer Störung der Impulskontrolle?

Störungen der Impulskontrolle gehören zu den psychischen Störungsbildern, bei denen es Menschen schwerfällt, spontanen inneren Impulsen widerstehen zu können. Ein Impuls kann ein Drang, ein Gedanke, ein Gefühl oder ein Verhalten sein, das in kurzer Zeit zu einer Handlung führen möchte. Grundsätzlich ist Impulsivität ein menschliches Phänomen.

Jeder von uns handelt manchmal spontan oder trifft unüberlegte Entscheidungen. Problematisch wird Impulsivität jedoch dann, wenn sie wiederholt und dauerhaft zu Leid, Kontrollverlust oder negativen Konsequenzen führt.

Bei einer Störung der Impulskontrolle erleben Betroffene meist einen inneren Spannungsaufbau, der als nahezu unaushaltbar empfunden wird. Erst durch das impulsive Verhalten – sei es Wut, ein Kaufrausch, das Ausreißen von Haaren oder das Glücksspiel – kommt es zu einer kurzfristigen Entlastung.

Diese Entlastung ist jedoch nur von kurzer Dauer und wird häufig von Schuldgefühlen, Scham und Selbstvorwürfen abgelöst. Genau diese Kombination aus innerer Spannung, Kontrollverlust, kurzfristiger Erleichterung und nachfolgendem Leid ist typisch für Impulskontrollstörungen.


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M.Sc. Taleke Janetz - Psychotherapie

M.Sc. Taleke Janetz


Psychologische Psychotherapeutin


Wichtig ist, Störungen der Impulskontrolle von normalen impulsiven Handlungen abzugrenzen. Während spontane Reaktionen im Alltag meist situativ bedingt sind und keine nachhaltigen Probleme verursachen, zeigen Impulskontrollstörungen ein wiederkehrendes Muster.

Die Betroffenen wissen oft, dass ihr Verhalten ihnen schadet, dennoch gelingt es ihnen nicht, es zu stoppen. Nicht selten berichten sie: „Ich weiß, dass es falsch ist, aber in dem Moment kann ich nicht anders.“

Dieses Gefühl des Fremd- oder Kontrollverlusts ist ein zentrales Kennzeichen.

Welche Formen von Impulskontrollstörungen gibt es?

Störungen der Impulskontrolle treten in verschiedenen Formen auf. Einige davon sind im diagnostischen Klassifikationssystem klar definiert, andere werden im klinischen Alltag zunehmend beobachtet, weil sie durch moderne Lebensbedingungen verstärkt werden.

Intermittierende Explosionsstörung

Betroffene erleben plötzlich auftretende, unverhältnismäßige Wutausbrüche. Diese können verbal oder körperlich sein und stehen oft in keinem angemessenen Verhältnis zum Auslöser.

Pathologisches Glücksspiel

Eine anerkannte Suchterkrankung, bei der der Drang zu spielen so stark wird, dass finanzielle, berufliche oder private Schäden entstehen.

Sexuelle Impulskontroll-störungen

Hierzu gehören Verhaltensweisen, bei denen sexuelle Impulse nicht mehr kontrolliert werden können und zwanghaftes Verhalten entsteht

Dermatillomanie (Skin Picking)

Hierbei werden Hautstellen wiederholt aufgekratzt oder bearbeitet – oft unbewusst, oft stressbedingt. Die Betroffenen können kaum aufhören, obwohl sie die negativen Folgen kennen.

Kaufrausch

Unkontrolliertes Kaufen, das nicht der tatsächlichen Bedürfnisbefriedigung dient, sondern dem Versuch, innere Spannung oder unangenehme Gefühle zu regulieren

Internet- und Social-Media-Sucht

Ein modernes Phänomen, das durch die ständige Verfügbarkeit digitaler Reize verstärkt wird.

Betroffene verbringen übermäßig viel Zeit online und verlieren die Kontrolle über ihr Nutzungsverhalten

Pyromanie

Ein seltenes, aber ernstzunehmendes Störungsbild.

Die Betroffenen verspüren einen starken inneren Drang, Feuer zu legen, und erleben eine tiefe Faszination für Feuer sowie Erleichterung nach der Handlung.

Trichotillomanie (Haarziehstörung)

Menschen mit Trichotillomanie reißen sich zwanghaft Haare aus, häufig aus Stress, Anspannung oder innerer Unruhe heraus.


Kleptomanie

Hier handelt es sich nicht um gewöhnlichen Diebstahl. Der Drang zu stehlen entsteht aus einer inneren Spannung heraus und dient nicht der Bereicherung. Nach der Tat folgt meist Scham, und die gestohlenen Gegenstände haben oft keinen persönlichen Nutzen

Alle diese Formen verbindet ein gemeinsames Muster: ein starker innerer Drang, ein Kontrollverlust und die kurzfristige Erleichterung nach der Handlung.

Wie bemerkt man, dass man eine Störung der Impulskontrolle hat?

Viele Menschen erkennen zunächst gar nicht, dass sie unter einer Störung der Impulskontrolle leiden. Häufig erleben sie ihr Verhalten als „unangenehme Angewohnheit“ oder als eine Reaktion, die ihnen in bestimmten Situationen entgleitet. Erst wenn die negativen Folgen überhandnehmen, beginnt meist die bewusste Auseinandersetzung.


Typische Merkmale sind:

1. Spannungsaufbau vor der Handlung

Betroffene spüren ein inneres Drängen, eine Unruhe oder körperliche Anspannung. Manche beschreiben es als „Druck“, der immer stärker wird.


2. Kontrollverlust im Moment des Handelns

In der kritischen Situation fühlen sich viele, als seien sie fremdgesteuert. Es fällt ihnen schwer oder erscheint unmöglich, innezuhalten oder eine alternative Reaktion zu wählen.


3. Kurzfristige Erleichterung

Unmittelbar nach der impulsiven Handlung tritt ein Gefühl der Befreiung ein. Dieses positive, aber kurze Moment ist einer der Gründe, warum das Verhalten sich wiederholt.


4. Schuld, Scham oder Selbstkritik

Sobald die Erleichterung nachlässt, folgt häufig eine Phase intensiver negativer Selbstbewertung. Viele Menschen verstecken ihr Verhalten vor anderen aus Angst vor Ablehnung oder Unverständnis.


5. Wiederholtes Muster trotz negativer Konsequenzen

Ein weiteres Kennzeichen ist, dass das Verhalten immer wieder auftritt – obwohl die betroffene Person weiß, dass es schlecht für sie ist.

Wenn Sie bestimmte Verhaltensweisen bei sich wiederholt beobachten und das Gefühl haben, „nicht anders zu können“, kann dies ein Hinweis sein, dass die Impulskontrolle beeinträchtigt ist. Die gute Nachricht: Impulskontrolle lässt sich lernen und trainieren. Professionelle Hilfe kann diesen Prozess wesentlich erleichtern.

Was sind die Ursachen – entsteht eine Impulskontrollstörung in der Kindheit oder später?

Die Ursachen von Impulskontrollstörungen sind vielfältig und entwickeln sich aus einem Zusammenspiel biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren. Eine Impulskontrollstörung ist selten auf einen einzelnen Auslöser zurückzuführen.

Vielmehr entsteht sie durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Einflüsse über die Lebensspanne hinweg:

Die Fähigkeit zur Impulskontrolle ist eng an bestimmte Hirnareale – insbesondere den präfrontalen Kortex – gebunden. Dieses Areal ist zuständig für Planung, Abwägung, Entscheidungsfähigkeit und Selbstregulation. Bei manchen Menschen reift diese Region langsamer oder weist eine geringere Aktivität auf.


Auch genetische Einflüsse spielen eine Rolle: Impulsive Verhaltensweisen können familiär gehäuft auftreten. Zudem ist das dopaminerge Belohnungssystem häufig stärker ausgeprägt oder sensibler, was dazu führt, dass impulsive Handlungen besonders intensiv belohnend wirken.


Titel

Viele Betroffene haben Schwierigkeiten, Emotionen wahrzunehmen, zu benennen oder zu regulieren. Emotionale Dysregulation – also das schnelle Hochfahren von Gefühlen wie Wut, Frustration, Angst oder Spannung – führt dazu, dass impulsives Verhalten als kurzfristige Erleichterung genutzt wird.


Auch frühe Bindungserfahrungen können eine Rolle spielen: Unsichere oder chaotische Bindung in der Kindheit kann die Fähigkeit zur Selbstkontrolle im Erwachsenenalter beeinträchtigen.

Menschen, die in der Kindheit emotionale Vernachlässigung, Gewalt, Missbrauch oder instabile Lebensumstände erlebt haben, entwickeln häufiger Probleme mit der Impulsregulation.



Traumatische Erfahrungen hinterlassen oft Spuren im Nervensystem, die zu einer Übererregbarkeit oder einem chronisch erhöhten Stressniveau führen.

Überforderung, chronischer Stress, Konflikte im Umfeld oder belastende Lebensphasen können Impulskontrollprobleme verstärken oder erst sichtbar machen. Auch der Umgang mit modernen Reizen – etwa Smartphones, sozialen Medien oder Online-Shopping – kann eine bereits vorhandene Neigung zur Impulsivität verstärken.

Beides ist möglich. Viele Betroffene zeigen bereits in der Kindheit impulsive Verhaltensmuster, die später zu einer Störung ausreifen können. Andere entwickeln eine Impulskontrollstörung erst im Erwachsenenalter – häufig ausgelöst durch langanhaltenden Stress, traumatische Ereignisse oder chronische emotionale Belastungen.


Damit wird deutlich: Es handelt sich nicht um „Schwäche“, sondern um eine komplexe neuropsychologische Herausforderung.

Wie hängen Impulskontrollstörungen mit ADHS zusammen?

Die Verbindung zwischen Impulskontrollstörungen und ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) wird häufig unterschätzt. Viele Betroffene erhalten jahrelang entweder keine Diagnose oder die falsche – weil impulsives Verhalten bei beiden Störungsbildern auftreten kann. Dennoch gibt es klare Unterschiede, die wichtig für die Behandlung sind.


Gemeinsamkeiten:

Bei beiden Störungen besteht eine abgeschwächte Fähigkeit zur Selbstregulation. Menschen mit ADHS haben häufig Schwierigkeiten mit Aufmerksamkeit, Planung und dem Hemmen spontaner Reaktionen. Auch ihr Belohnungssystem reagiert stärker auf kurzfristige Reize. Dadurch sind sie empfänglicher für impulsive Entscheidungen, und es fällt ihnen schwer, auf sofortige Belohnungen zu verzichten.


Unterschiede:

Während Impulskontrollstörungen meist episodisch auftreten – z. B. bei Wutausbrüchen, Glücksspiel oder Zwangshandlungen – zeigt sich Impulsivität bei ADHS eher als durchgängiges Muster im Alltag. Menschen mit ADHS handeln oft vorschnell, haben Probleme, Aufgaben zu Ende zu bringen, oder planen unzureichend. Sie erleben impulsive Verhaltensweisen nicht zwingend als spannungsauslösenden Drang, wie es bei klassischen Impulskontrollstörungen der Fall ist.


Überlappungen:

Studien zeigen, dass viele Menschen mit ADHS zusätzlich eine Impulskontrollstörung entwickeln – besonders pathologisches Glücksspiel, Internetabhängigkeit oder emotionale Impulsdurchbrüche. Das liegt daran, dass ADHS das Risiko für emotionale Dysregulation erhöht. Menschen erleben Gefühle intensiver und können sie schwerer regulieren, was sie anfälliger für impulsives Handeln macht.


Warum ist die Unterscheidung wichtig?

Weil die Behandlung sich unterscheidet. Während klassische Impulskontrollstörungen vor allem durch verhaltenstherapeutische Strategien behandelt werden, spielt bei ADHS die medikamentöse Unterstützung eine wichtige Rolle. Stimulanzien können die Impulskontrolle deutlich verbessern. Gleichzeitig profitieren Betroffene stark von Psychotherapie, die ihnen hilft, emotionale und organisatorische Fähigkeiten auszubauen.

Die klare Erkenntnis: Impulskontrollprobleme sind bei ADHS häufig – aber nicht jede Impulskontrollstörung ist ein Anzeichen für ADHS.

Sind Impulskontrollstörungen eine Form von Sucht?


Diese Frage taucht in der Praxis besonders häufig auf – und sie ist berechtigt, denn viele Impulskontrollstörungen zeigen ähnliche Mechanismen wie klassische Suchterkrankungen.

Gemeinsamkeiten zu Suchterkrankungen:

Bei vielen impulsiven Verhaltensweisen wird das dopaminerge Belohnungssystem aktiviert. Das Gehirn lernt: „Wenn ich impulsiv handle, fühle ich mich kurzzeitig besser.“ Diese kurzfristige Erleichterung wirkt wie eine kleine Dosis Belohnung und kann dazu führen, dass das Verhalten sich immer wiederholt – trotz bekannter negativer Folgen. Dieser Kreislauf entspricht dem Suchtschema:

Verlangen → Handlung → Belohnung → Scham/Probleme → erneutes Verlangen.

Kreislauf des Glücksgefühls

Beispiele:

  • Beim Glücksspiel entsteht derselbe Adrenalinkick wie bei stoffgebundenen Drogen.
  • Beim Kaufrausch erlebt der Betroffene ein Hochgefühl, das kurzfristig emotionale Leere kompensiert.
  • Beim Smartphone-Gebrauch liefern Likes, Nachrichten und Reize ständig kleine „Dopaminschübe“.


Unterschiede zur klassischen Sucht:

Im Gegensatz zu stoffgebundenen Süchten (z. B. Alkohol, Drogen) gibt es keine körperliche Abhängigkeit. Auch Entzugssymptome sind meist psychischer Natur. Dennoch kann der Leidensdruck genauso hoch sein. Wichtig ist auch, dass Impulskontrollstörungen häufiger durch emotionale Dysregulation ausgelöst werden, während Suchterkrankungen oft aus Gewohnheit und neurobiologischer Sensibilisierung entstehen.


Warum die Einordnung wichtig ist:

Die Erkenntnis, dass impulsives Verhalten suchtähnlich sein kann, erleichtert die Behandlung. Betroffene verstehen besser, warum sie „nicht einfach aufhören“ können, und erkennen, dass der Prozess im Gehirn trainiert werden muss – ähnlich wie bei der Behandlung einer Sucht.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Viele Impulskontrollstörungen sind zwar keine klassischen Süchte, weisen jedoch deutliche suchttypische Mechanismen auf. Deshalb profitieren Betroffene stark von therapeutischen Ansätzen aus der Suchttherapie – etwa Rückfallprävention, Reizkontrolle, Triggeranalyse und Aufbau gesunder Alternativen.


Kann man Impulskontrollstörungen selbst behandeln – und wenn ja, wie?

Viele Betroffene stellen sich die Frage, ob sie ihr impulsives Verhalten selbst in den Griff bekommen können – oder ob es dafür unbedingt eine Therapie braucht. Die ehrliche Antwort lautet: Sie können sehr viel selbst tun, aber es ist sinnvoll, sich dabei professionell begleiten zu lassen, insbesondere bei stark ausgeprägten oder langanhaltenden Problemen.

Ein erster wichtiger Schritt ist, das eigene Verhalten besser zu verstehen. Solange Sie Ihre Impulse als „plötzlich“ und „aus dem Nichts“ erleben, wirken sie wie eine fremde Macht. Sobald Sie beginnen, Muster zu erkennen, gewinnen Sie ersten Einfluss zurück.

Hilfreiche Selbsthilfestrategien sind unter anderem:

Selbstbeobachtung:

Führen Sie ein kurzes Protokoll über Situationen, in denen Sie die Kontrolle verlieren oder impulsiv handeln. Notieren Sie sich:

  • Was ist vorher passiert?
  • Welche Gefühle waren da?
  • Welche Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf?
  • Was haben Sie genau getan?
  • Wie haben Sie sich danach gefühlt?


Emotionsregulation:

Lernen Sie, Gefühle frühzeitig wahrzunehmen. Oft spüren Betroffene nur „plötzliche Explosionen“, tatsächlich bauen sich Emotionen aber schrittweise auf. Fragen Sie sich mehrmals am Tag:
„Wie geht es mir gerade auf einer Skala von 0 bis 10?“

So schulen Sie Ihre innere Wahrnehmung.


Achtsamkeit:

Achtsamkeitsübungen helfen, einen Moment Abstand zwischen Impuls und Handlung zu bringen. Schon wenige bewusste Atemzüge können ausreichen, um nicht automatisch zu reagieren.


Stimuluskontrolle:

Erschweren Sie sich den Zugang zu typischen „Impulsfallen“.

Beispiele:

  • Kein Bargeld oder Kreditkarte mitnehmen, wenn Sie zu Impulskäufen neigen.
  • Glücksspiel-Apps löschen und sich gegebenenfalls sperren lassen.
  • Handy außer Reichweite legen, wenn Sie exzessiv Social Media nutzen.


Unterstützung einbeziehen:

Überlegen Sie, ob eine vertraute Person Ihnen helfen kann – etwa, indem Sie Ihr Vorhaben teilen: „Wenn ich wieder in alte Muster falle, möchte ich darüber sprechen.“

Selbsthilfe ersetzt keine Therapie, ist aber eine wertvolle Grundlage. Sie zeigt Ihnen, dass Veränderung möglich ist und Sie Ihrem Verhalten nicht hilflos ausgeliefert sind. Viele Menschen erleben bereits durch bewusste Selbstbeobachtung und kleine Veränderungen eine deutliche Entlastung.

Welche Therapien helfen wirklich?

Es gibt wirksame therapeutische Ansätze, um Impulskontrollstörungen gezielt zu behandeln. Wichtig ist dabei, dass nicht jede Methode für jeden Menschen gleichermaßen passt. Oft ist eine Kombination verschiedener Verfahren sinnvoll.


Kognitive Verhaltenstherapie (KVT):

Die KVT gehört zu den am besten untersuchten Therapieformen. Sie hilft Ihnen, die Zusammenhänge zwischen Gedanken, Gefühlen, körperlichen Reaktionen und Verhalten zu verstehen. Im Rahmen der Behandlung werden:

  • Auslösesituationen analysiert
  • dysfunktionale Gedanken („Ich kann nicht anders“, „Nur so halte ich das aus“) hinterfragt
  • alternative Reaktionsmöglichkeiten erarbeitet
  • konkrete Strategien eingeübt, die im Alltag anwendbar sind


Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT):

Die DBT wurde ursprünglich für Menschen mit schwerer Emotionsregulationsstörung entwickelt, etwa bei Borderline-Persönlichkeitsstörung. Sie ist aber auch bei Impulskontrollstörungen sehr hilfreich. Im Vordergrund stehen:

  • Emotionsregulation
  • Achtsamkeit
  • Stresstoleranz
  • zwischenmenschliche Fertigkeiten

DBT arbeitet stark mit Skills, also konkreten Werkzeugen, die Sie im Alltag einsetzen können, um nicht impulsiv zu handeln.


Schematherapie:

In der Schematherapie geht es um tief verwurzelte Muster aus der Kindheit („Schemata“), die das Erleben und Verhalten bis ins Erwachsenenalter prägen. Viele impulsive Reaktionen beruhen auf alten inneren Mustern, etwa dem Gefühl, wertlos, verlassen oder hilflos zu sein. In der Therapie werden diese Schemata sichtbar gemacht und mit neuen, gesunden inneren Haltungen („gesunder Erwachsener“) bearbeitet.


ACT (Akzeptanz- und Commitmenttherapie):

ACT legt den Fokus darauf, innere Erfahrungen – Gedanken, Gefühle, Impulse – anzunehmen, statt gegen sie anzukämpfen. Gleichzeitig werden persönliche Werte herausgearbeitet: Wie möchten Sie leben? Wer möchten Sie sein? Daraus werden konkrete Schritte abgeleitet, um trotz innerer Spannung im Einklang mit den eigenen Werten zu handeln, statt impulsiv nachzugeben.


Medikamentöse Ansätze:

In manchen Fällen können Medikamente sinnvoll sein – etwa, wenn eine Impulskontrollstörung in Kombination mit ADHS, Depression oder einer anderen psychischen Erkrankung auftritt. Medikamente zielen häufig darauf ab, Stimmungslage, Impulsivität oder innere Anspannung zu regulieren. Sie ersetzen jedoch keine Psychotherapie, sondern können diese sinnvoll unterstützen.


Entscheidend ist:

Therapie ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein aktiver Schritt, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen.

Je früher Sie Hilfe in Anspruch nehmen, desto besser lassen sich festgefahrene Muster verändern.

FAKTENCHECK Störung der Impulskontrolle

  • Impulsive Handlungen sind grundsätzlich menschlich – problematisch werden sie, wenn sie wiederholt zu Leid, Kontrollverlust oder negativen Konsequenzen führen.
  • Typisch für eine Störung der Impulskontrolle: innerer Spannungsaufbau → Kontrollverlust → kurzfristige Erleichterung → Schuld, Scham oder Selbstvorwürfe.
  • Es existieren viele Formen – z. B. Wutausbrüche (intermittierende Explosionsstörung), Kleptomanie, Pyromanie, Trichotillomanie, Dermatillomanie, pathologisches Glücksspiel, Internet-/Social­Media-Sucht oder unkontrollierter Kaufrausch.
  • Indikatoren für eine mögliche Störung: spürbarer innerer Druck vor dem Handeln, Gefühl des Kontrollverlusts, kurzfristige Erleichterung danach und anschließende negative Gefühle.
  • Ursachen sind multifaktoriell: biologische Faktoren (z. B. präfrontaler Kortex, Belohnungssystem), psychologische Belastungen (z. B. emotionale Dysregulation, Bindungserfahrungen), soziale Einflüsse (z. B. Stress, digitale Reize) sowie Traumata.


  • Eine Abgrenzung zu Aufmerksamkeitsdefizit‑/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist wichtig: Impulskontrollstörungen treten häufig episodisch auf, während ADHS durchgängig impulsive Muster zeigt.
  • Obwohl Impulskontrollstörungen sucht-ähnliche Mechanismen zeigen (z. B. Kreislauf „Verlangen → Handlung → Belohnung → Scham/Probleme → erneutes Verlangen“), gelten sie nicht automatisch als klassische Sucht – körperliche Abhängigkeit fehlt oft.
  • Selbsthilfestrategien können wirksam sein: Selbstbeobachtung, Achtsamkeit, Stimuluskontrolle und Einbezug von Unterstützenden helfen, der Impulskontrolle wieder mehr Einfluss zu verschaffen.
  • Professionelle Therapie ist empfehlenswert: Verfahren wie kognitive Verhaltenstherapie (KVT), Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT), Schematherapie oder Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) haben sich bewährt.
  • Veränderung ist möglich: Impulskontrollstörungen sind gut behandelbar – der Fokus liegt auf der Wiedergewinnung von Selbststeuerung, dem Erkennen eigener Impulse und der Etablierung gesunder Bewältigungsstrategien